Was ist Gin?

Ohne viel darum herum zu reden widmen wir uns in diesem Beitrag dem Thema Gin. Er kam über Holland nach England und mittlerweile ist die Spirituose weltweit beliebt. Das liegt unter anderem wohl daran, dass sie so vielseitig ist und sich ständig weiterentwickelt.



Gin: Geschichte

Den Genuss in der Form wie ihn heute viele kennen und schätzen, haben wir einem weltpolitischem Ereignis aus dem späten 17. Jahrhundert zu verdanken. Aus dem damals herrschenden Krieg zwischen dem Königreich England und den Vereinigten Niederländischen Provinzen, ging Wilhelm III von Oranien als Sieger hervor und bestieg den englischen Thron. Aus seiner Heimat brachten er und seine Gefolgsleute den noch heute bekannten Genever mit.

Dieser Tatsache und der, dass auf anderweitige ausländische Spirituosen in der Folge hohe Strafzölle erhoben wurden, verdanken wir, dass sich der Genever schnell und nachhaltig als Gin in England etablierte. Zudem war es jedem Bürger fortan erlaubt Wacholderbrände herzustellen. Ein Umstand welcher nach nur wenigen Jahrzehnten zu unzähligen Gins in allen Qualitäten führte. Manche Destillate waren dabei so schlecht, dass schon 1751 durch das britische Parlament strenge Qualitätskontrollen angeordnet wurden. 1791 kam es dann zum so genannten „Gin Act“, welchem wir nicht zuletzt die Entwicklung der heutigen Qualitäten und bestimmte Herstellungsmethoden wie den vierfach destillierten und ungesüßten „London Dry Gin“ zu verdanken haben. Vorreiter bei dieser Entwicklung waren Häuser, welche sich noch heute am Markt behaupten. So zum Beispiel Finsbury aus London. „London Dry Gin“ ist jedoch keine geschützte Herkunftsbezeichnung, sondern ein definiertes Herstellungsverfahren mit einem festgelegten Zutatenkatalog, welches überall auf der Welt Anwendung finden darf. Trotz allem wurde die Spirituose zu einem exzessiv genutzten Rauschmittel im frühindustriellen England, sodass er zwischen 1840 und 1880 in England sogar gänzlich verboten wurde.

Das Wort leitet sich zum einen von seinem Ursprung, dem Genever ab, zum anderen von dem Hauptgeschmacksgeber, dem Wacholder. Dieser heißt im Englischen Juniper.


Gin Herstellung

Im Prinzip handelt es sich um nichts anderes als einen aufwendig aromatisierten Neutralalkohol oder Vodka. Die Basis liefert eine Neutralspirituose agrarischen Ursprungs, wobei hierbei häufig Getreidebrände verwendet werden. Möglich sind beispielsweise aber auch Trauben als Basis wie bei G´Vine Floraison. Das fertige Getränk muss einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 vol%. besitzen. Die anschließende Aromatisierung mit den so genannten „Botanicals“ kann auf verschiedene Arten geschehen.

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Schaubild

„Blue Ribbon London Dry Gin“ aus dem Süden Frankreichs bietet in diesem Zusammenhang eine Besonderheit. Er wird im so genannten „Bain Marie“ Verfahren hergestellt. Bei der „Bain Marie“-Alambic handelt es sich um eine Kupferbrennblase welche, im Gegensatz zu anderen Brennblasen, in einem Wasserbad lagert. Dadurch kann eine sehr viel langsamere und gezielter eingestufte Erhitzung des Destillates erfolgen. Diese Methode gilt als Garant für große Qualitäten und als besonders aufwendig.

Eine Lagerung ist meist eher unüblich, aber keinesfalls verboten. Ein schönes Beispiel für einen gelagerten ist der Filliers Dry Gin 28 Barrel Aged aus Belgien oder auch der Citadelle Réserve.

Kategorien

Heute gibt es viele verschiedene Kategorien. Zumal eigens von den Herstellern geschaffene Begrifflichkeiten jedem frei gestellt sind. So gibt es heute neben „Schwarzwald Dry Gin“ auch „Munich Dry Din“, wobei „Dry Gin“ hierbei noch eine gute Orientierung liefert. Begriffe wie „Royal Dock Gin“ oder „Reserve Gin“ lassen aber nur nach einem Blick aufs Etikett einen Schluss auf den Geschmack zu. Im Folgenden, die wichtigsten Unterkategorien.

Mombasa-Club-London-Dry-GinLondon (Dry) Gin:

Für einen London Gin gelten seit 2008 von der EU festgesetzte Richtlinien, welche ausnahmslos erfüllt werden müssen:

  • Darf nur aus Ethyalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs gewonnen werden.
  • Das Aroma darf nur durch erneute Destillation unter Zugabe aller pflanzlichen Zutaten erzeugt werden (distilled Gin).
  • Die Botanicals müssen aus einem festen, ca. 120 verschiedene Zutaten umfassenden, Katalog stammen.
  • Darf keinerlei farbgebende oder aromatisierende Zusätze enthalten.
  • Der verwendete Agraralkohol darf maximal 5g/hl Methanol enthalten.
  • Darf nicht mehr als 0,1g / 1,0l Zucker im fertigen Erzeugnis enthalten.
  • Beispiele: Brokers // Tanqueray // Mombasa Club // Finsbury 47

Old Tom Gin:Both-s-Old-Tom-Gin-47-0.70-12166-3

Old Tom Gin ist die ursprüngliche und klassische Variante des englischen Gins, er ist Bestandteil vieler originaler Cocktailrezepturen und ist leicht gesüßt. Der Klassiker ist der  Both’s Old Tom Gin.

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Hayman-s-Sloe-Gin-26-0.70-16289-3Sloe Gin:

Sloe Gins sind auf verschiedene Arten mit Schlehen versetzte oder aromatisierte Varianten. Ihr Geschmack ist voll und fruchtig und sie unterscheiden sich deutlich von den Dry Gins. Als Beispiel dient uns der  Haymans Sloe Gin.

The-Bitter-Truth-Pink-Gin-40-0.70-121625-3Sonstige:

Sonstige Handelsbezeichnungen sind erlaubt und werden von vielen Herstellern für Ihr Produkt benutzt. Zum Beispiel Munich oder Schwarzwald Dry Gin oder Blue Gin. Pink Gins sind hier noch als eigene Unterkategorie zu nennen. Dies sind Dry Gins, die ursprünglich aus medizinischen Gründen mit Aromatic- oder Angostura Bitters versetzt wurden und dadurch eine pinke Farbe ehalten. Der The Bitter Truth Pink Gin ist einer der ersten Pink Gins.

Navy Strength:

Ähnlich wie beim Rum gibt es auch hier die Bezeichnung „Navy Strength“. Destillate welche dieses „Prädikat“ tragen haben einen Alkoholgehalt von mindestens 57%vol. und sind damit stets „Overproof“. Dies war wichtig, da sowohl Gin als auch Rum früher gängiges Zahlungsmittel bei der Royal Navy waren und sichergestellt werden musste, dass auch diese Währung verlässlich und gleich bleibend im Wert war.

Botanicals

Als Botanicals bezeichnet man die dem Gin zugesetzten natürlichen Aromengeber. Dies sind meist Kräuterauszüge, Wurzeln, Blüten oder auch Gewürze. Jeder Hersteller verfolgt bei der Auswahl, der für das jeweilige Produkt benötigten Botanicals, eine eigene Philosophie. Für einen „London Dry Gin“ jedoch gibt es einen vorgegebenen Katalog, welcher etwa 120 verschiedene Botanicals umfasst, die frei kombiniert werden dürfen.

Viele Hersteller werben entweder mit der reinen Anzahl der verwendeten Rohstoffe oder aber direkt mit der genauen Angabe auf dem Etikett oder der Flasche. Gut zu erkennen ist dies zum Beispiel auf den Rändern der Flasche des bekannten Bombay Sapphire Gin. Hier kommen Zitrone, Mandel, Süßholz, Paradieskörner, Kubeben-Pfeffer, Wacholder, Angelika, Schwertlilie, Koriander und Zimtkassie zum Einsatz.

Generell kann man zwischen citruslastiger, kräutriger, neutraler oder wacholderlastiger Aromatik unterscheiden. Die einzelnen Charakteristiken eignen sich hierbei verschieden gut für Mixgetränke oder den puren Genuss.

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Service

Eine gute Sorte kann auch Pur ein toller Genuss sein. Dabei ist sowohl der Genuss mit als auch ohne Eis gebräuchlich und vom jeweiligen Geschmack bestimmt.

Die meisten Menschen bevorzugen jedoch ein Mischgetränk. Der absolute Klassiker ist hierbei sicher die Kombination mit Tonic Water. Bei diesem kommt es neben dem richtigen Alkohol, auch auf das verwendete Tonic Water, das Eis, das Glas und die Garnitur an. Ein Drink über den es sich vortrefflich streiten lässt und dem daher später ein eigener Blog Eintrag gewidmet wird. Zwei besonders geeignete Marken sind aber an dieser Stelle zu erwähnen.The Bitter Truth Tonic BittersThomas Henry Tonic Water

Ein tolles Tonic aus Deutschland bekommen Sie ebenfalls bei uns: Thomas Henry Tonic Water. Oder versuchen Sie die The Bitter Truth Tonics. Geben Sie etwa zwei bis drei Tropfen des Bitters auf Ihren fertig gemixten G&T und entdecken Sie ganz neue Aromen und Düfte!

Gin ist aber im Besonderen Basis für viele Cocktailklassiker. Wie zum Beispiel den schon früher vorgestellten Negroni, dem Martini Cocktail, Gin Fizz oder Gimlet. Gerade der Martini Cocktail und der Gimlet bieten eine wunderbare Möglichkeit, um die verschiedenen Sorten kennen zu lernen und die unterschiedlichen Facetten zu entdecken.

Cocktailbeispiele

Hier unser Rezept für einen der größten Klassiker und für eine vergessene Perle der Mixgetränke mit einem Old Tom Gin:

 Dry Martini Cocktail

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Alle Zutaten in ein vorgekühltes und mit viel Würfeleis gefülltes Rührglas geben. Anschließend etwa 20 Sekunden lang verrühren und danach in eine gefrostete Martinischale absaihen. Mit einer entsteinten, grünen Olive im Glas servieren.

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Casino Cocktail

Both-s-Old-Tom-Gin-47-0.70-12166-3Luxardo MaraschinoThe-Bitter-Truth-Orange-Flower-Water

Alle Zutaten in ein vorgekühltes und mit viel Würfeleis gefülltes Longdrinkglas geben und direkt miteinander verrühren. Mit einer Griottes oder Cocktailkirsche und Zitronenzeste garnieren.



Wir hoffen wir konnten Sie hiermit auch für die spannende und besonders vielfältige Welt des Gins öffnen. Alle hier aufgeführten Produkte finden Sie natürlich in unserem Onlineshop. Unser Blog hat außerdem noch einige weitere Beiträge zum Thema zu bieten. Vielleicht spricht Sie ja einer der folgenden noch an:

Natürlich haben wir auch Beiträge über Whisky, Rum und vieles Andere. Darunter auch spezifische Cocktailbeiträge. Die Rezepte zu diesen finden Sie wie gewöhnlich auf unserer Schüttelschule.

Wenden Sie sich sonst auch an unsere Mitarbeiter in unserem Fachgeschäft oder jederzeit mit allen Fragen, Wünschen, Anregungen und Kritiken an info@banneke.de.

Bis dahin verbleiben wir mit einem herzlichen

CHEERS!

Ihr Banneke Team

lizenzfreies Bildmaterial von pixabay

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