Kräuterschnaps und -likör : den richtigen Digestif finden

Kräuterschnaps

Zu den klassischen und geläufigsten Digestifs zählen der Kräuterschnaps und der Kräuterlikör. Ein bitterer Kräuterschnaps signalisiert oft das Ende des Essens und eröffnet die anschließende gesellige Runde. Wem Bitteres nicht gut schmeckt, der greift lieber zum etwas süßeren Kräuterlikör. Doch wie unterscheiden sich eigentlich Bitter, Likör und Halbbitter? Zwar gibt es diesbezüglich laut der EU rechtliche Beschränkungen, in der Praxis werden die Begriffe jedoch häufig äquivalent benutzt. Auch in unserer Liste befinden sich Liköre, die aber mit dem Namen „Bitter“ gekennzeichnet sind. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die EU-Richtlinien für die genauen Bezeichnungen oft auf diverse Kräuter-Spirituosen zutreffen:

Kräuterschnaps- oder Likör?

Als „Bitter“ gelten Spirituosen, bei denen der bittere Geschmack klar im Vordergrund steht. Dieser darf nur durch Aromatisierung mit natürlichen oder naturidentischen Geschmacksstoffen erzielt werden. Ein Bitter muss einen Mindestalkoholgehalt von 15% aufweisen.

Bei Kräuterlikören und Halbbitter muss ein Zuckergehalt von mindestens 100 Gramm pro Liter vorliegen. Der Alkoholgehalt ist dabei variabel und kann bis zu 40% hochgehen. Einige der „Halbbitter“, die unter anderem auch als „Bitter“ bezeichnet werden, sind jedoch so süß, dass sie eigentlich eher ein Likör sind. Sie sehen, eine haargenaue Abgrenzung ist schwierig. Fest steht jedoch: Ob Likör oder Bitter, Kräuterschnaps ist vor allem in Deutschland äußerst beliebt. Bereits vor einigen hundert Jahren war das auch schon der Fall, wie die Geschichte des Kräuterlikörs zeigt, die bis ins 13. Jahrhundert zurückgeht. Schon damals war die Kombination von Alkohol und Kräutern äußerst angesagt und das hat sich bis heute nicht geändert.


Die Bekannten

Kräuterliköre gehören zu Deutschland wie Schweinshaxe, Weißwurst und Sauerkraut. Seit Jahren führen Kräuterschnaps und Kräuterlikör die Liste der beliebtesten deutschen Spirituosen an. Jägermeister ziert auch 2019 den ersten Platz im Ranking des absoluten Lieblingsalkohols der Deutschen. Jedoch können sich auch die Italiener mit ihrer Kräuterkunst blicken lassen, deswegen ist die Beliebtheit Ramazotti’s mindestens genau so hoch ist. Underberg gehört ebenfalls zu den Kräuterlikör-Klassikern. Aus diesem Grund listen wir diese hier noch mal gesondert auf, obwohl sie wahrscheinlich allseits bekannt sind.

Jägermeister

Zuerst fangen wir natürlich mit dem Produkt an, das vielen sofort im Kopf herumschwirrt, wenn die Rede von Kräuterschnaps ist. Wirkliche Fans des Getränks mit dem ikonischen Hirsch drauf wissen sofort, wie viele Kräuter drinstecken: Ganze 56 verschiedene Kräuter sind für den unnachahmlichen Geschmack des Jägermeisters verantwortlich.Jägermeister

Die Kräuter werden dann in einer seit 1934 bestehenden Rezeptur zu dem einzigartigen Kult-Likör verarbeitet. Die Bezeichnung „Jägermeister“ wurde übrigens mit dem Reichsjagdgesetz, ebenfalls im Jahre 1934 eingeführt. Der Begriff bezeichnete Forst- und Jagdaufsichtsbeamte. Ein Jahr später folgte dann die Markteinführung des Kräuterlikörs, bei dessen Namensgebung man auf den bereits bekannten Begriff setzte. Bis heute behielt er den Namen und das Logo, das den Kopf eines Hirsches mit einem leuchtenden Kreuz zwischen seinem Geweih zeigt, bei. Tradition, die sich bewährt.

Ramazotti

Weiter geht es mit dem Italiener unter den Digestifs. Bei dem Ramazotti handelt es sich um einen Halbbitter Likör auf Kräuterbasis. Auch er beruht auf einer langen Tradition. Seit über 200 Jahren ist er in seiner Komposition der 33 Kräuter unverändert. Die genaue Rezeptur ist ein streng gehütetes Geheimnis.Kräuterschnaps

Die Gewürze und Kräuter, die jedoch bekannt sind, tragen ausschlaggebend zum Geschmack bei: Sternanis, Ingwer, Kardamom, Myrrhe, Zimt, Rhabarber, Enzianwurzel und die Schale sizilianischer Orangen, die besonders im Abgang stark hervorkommt und dem Ramazotti Amaro ihre einzigartige Charakteristik verleiht. Deshalb erfolgt das sorgfältige Schälen der Orangen auch heute noch von Hand. Sie sehen, auch bei diesem Kräuterlikör setzt man auf Tradition, die durch die Zitrusfrucht mit einem Hauch von italienischem Flair gepaart wird. Ramazotti gehört deshalb auch zu den beliebtesten italienischen Kräuterlikören der Deutschen.

Underberg

Underberg ist wirklich ein Klassiker unter den Kräuterschnäpsen. Ein Grund, weshalb er so große Berühmtheit erlangte, ist seine Qualität, denn die Herstellung verläuft ganz nach dem Motto: Kräuter, Wasser, Alkohol – sonst nichts. Alle Zutaten werden penibel kontrolliert.Underberg

Die für den Underberg verwendeten Kräuter stammen aus 43 Ländern und werden strengen Einzugskontrollen unterzogen. Genau genommen heißt das, dass sie nicht nur optisch kontrolliert, sondern in zertifizierten Laboren auf „Herz und Nieren“ geprüft werden. Die Kräuter, die dann in den Underberg kommen haben 250 Einzelkriterien entsprochen. Neben den Kräutern kommen nur koscherer Alkohol und frisches Wasser in die ikonische, mit strohfarbenem Papier umwickelte Flasche. Keine Farbstoffe, kein zusätzlicher Zucker, keine sonstigen Zusatzstoffe. Diese Reinheit scheint zu überzeugen, denn die kleinen Schnäpse werden in über 100 Ländern zum Abschluss eines leckeren Essens verzehrt.

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Jagertee und Hüttentee

Jagertee und Hüttentee haben ebenfalls eine lange Tradition. Wer sich die Geschichte des österreichischen Jagertees genauer anschauen möchte, kann sich in unserem Blog darüber informieren: Jagertee – eine österreichische Spezialität. Dort haben wir auch unsere Leckersten für Sie aufgelistet. Da „Jagertee“ jedoch zu einer geschützten Bezeichnung wurde, heißen deutsche Erzeugnisse nun üblicherweise „Hüttentee“. Diese sind aber genauso lecker und würzig, wie ein Kräuterschnaps- bzw. Likör sein muss.

Raunikar Jagertee

Beim Raunikar Jagertee handelt es sich um eine Spezialität aus den österreichischen Alpen. Besonders lecker ist der Jagertee aus Lustenau, wenn er heiß getrunken wird, üblicherweise in einem Teeglas serviert.Kräuterschnaps

Klassischerweise vermengt man diesen kräftig-würzigen Kräutertrunk mit heißem Wasser. Das meistens vorgeschlagene und traditionelle Mischverhältnis liegt bei einem Teil Jagertee und 2 bis 3 Teilen kochend-heißem Wasser. Je nach Geschmack kann das jedoch variieren. Die Edelbranntweinbrennerei Raunikar blickt heute auf eine über 100-jährige Tradition zurück. Die daraus resultierende Expertise wird mit jedem Schluck des Jagertees deutlich. Bereits in der Nase verströmt er einen intensiven Duft von süßen Noten nach Karamell und Honig, die von weihnachtlichen Aromen von Zimt und Orangenschalen begleitet werden und in einer feinen Rum-Aromatik enden. Im Geschmack zeigen sich fruchtige Noten von Zwetschken-Kirschen und Zitrus-Orangen. Auch hier kommen die Honig- und Karamell-Noten hervor, die zusammen mit Aromen von Gewürznelken, Rumrosinen und Bittermandeln einen herrlich ausgewogenen und würzig-intensiven Geschmack ergeben.

Weis Gebirgs-Hüttentee

Bei unserem nächsten Vorschlag handelt es sich um ein deutsches Produkt aus dem Schwarzwald. Da ein Produkt nur noch Jagertee genannt werden darf, wenn es aus Österreich stammt, hat Weis ihn kurzerhand in Hüttentee umbenannt.Kräuterschnaps

Der Name „Jagertee“ kommt aber daher, dass frierende Jäger in einer Berghütte auf die Idee kamen heißes Wasser mit Obstler zu mischen. Der Name „Hüttentee“ passt hier also auch. Die Elztalbrennerei, die vor allem für ihre qualitativ hochwertigen Obstler bekannt ist, hat auch mit dem Gebirgs- und Hüttentee ihr Können bewiesen. Hierbei handelt es sich um einen auf Rum basierenden 42%-igen Likör, der zubereitet wird, indem auf einen Teil des Likörs 3 Teile Wasser kommen. So schmeckt er wie auf der Skihütte, fein-würzig, mit Zitronen- und Orangennoten und einer gut strukturierten Aromatik von dunklem Rum.

Penninger Hüttentee

Auch der nächste Hüttentee stammt aus Deutschland. Das bayrische Familienunternehmen Penninger ist vor allem für seine besonders harmonischen Kräuterliköre bekannt. Bei dem Hüttentee handelt es sich um den Nachfolger des früheren Jagertees.Penninger Huettentee

So wie der Jagertee, der seit 2010 nur noch aus Österreich kommen darf, ist auch der Penninger Hüttentee mit einer geschützten geografischen Angabe versehen. Das heißt, dass er nur mit natürlichen Zutaten hergestellt und ausschließlich in Deutschland produziert werden darf. Die hohen Anforderungen an die uneingeschränkt natürlichen Zutaten und das altbewährte Berghüttenrezept, nach dem diese verarbeitet werden, sorgen für einen hocharomatischen und intensiven Hüttentee. Angesetzt wird der Berghüttentee aus original Assam-Schwarztee, der mit 14% jamaikanischem Rum und 5% Batavia-Arrak vermengt wird. Abschließend wird der Hüttentee mit einer Mischung von ausgewählten Kräutern, Gewürzen und Früchten versetzt, die ein einzigartiges Aromen-Spektakel ergibt.

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Bitter

Bitter ist in gewisser Weise ein Überbegriff für die Kräuterschnaps-Varianten, denn wie in der Einleitung bereits erwähnt, tragen auch Kräuterspirituosen, die aufgrund des hohen Zuckergehalts eigentlich eher Liköre sind, den Titel „Bitter“. Solche Liköre sind in etwa auf derselben Stufe wie die sogenannten „Halbbitter“, die ebenfalls einen hohen Zuckergehalt haben. „Richtige“ Bitter sind in der Regel so bitter, dass sie kaum pur getrunken werden können. Die laut der EU-Verordnung erforderliche Eigenschaft für die Bezeichnung „Bitter“ ist aber ganz klar der bittere Geschmack. Dieser muss dabei nicht immer von Kräutern bestimmt sein. Andere Extrakte, wie die von Zitrusfrüchten, herben Beeren oder Anis können den bitteren Geschmack ausmachen.

Radeberger Bitter

Beim Radeberger Bitter handelt es sich um einen Kräuterlikör aus der im Jahre 1877 im Herzen von Radeberg gegründeten Radeberger Destillation & Liqueurfrabrik.Kräuterschnaps

Er gehört zu den „halbbitteren“ Kräuterlikören, ist also eine nicht ganz so bittere und eher sanftere Variante. Sein Geschmack zeichnet sich durch würzige, süß-bittere Noten aus. Der Original Radeberger ist eine Komposition aus 20 verschiedenen Kräutern, Gewürzen und Wurzeln. Das genaue Rezept hält das sächsische Unternehmen jedoch streng geheim. Der in funkelnden Bernsteinfarben glänzende Likör zeigt ein besonders intensives Bouquet, das von herben Kräutern durchzogen ist. Den Geschmack betreffend, hat Radeberger echte Arbeit geleistet und eine perfekte Balance von süßen und bitteren Noten erschaffen. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Radeberger Bitter bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Durch die ausbalancierte Geschmacksstruktur kann er sowohl pur getrunken, als auch als Basis für Cocktails genutzt werden.

Ettaler Kloster Bitter

Beim Ettaler Kloster Bitter handelt es sich, wie beim Penninger Hüttentee, um einen Kräuterbitter aus Bayern.Kräuterschnaps Dort wird er in der Brennerei der Benediktinerabtei Ettal hergestellt. Diese ist eine typische Klosterbrennerei, die sich auf Frucht- und Kräuterliköre spezialisiert hat.

Die Benediktiner versammeln unter dem Namen Original Ettal verschiedene Klosterprodukte, zu denen auch der Kloster Bitter zählt. Der Name ist dabei durchaus berechtigt, denn schließlich waren es die Mönche, die schon sehr früh damit anfingen, Pflanzenextrakte in Alkohol zu lösen und sie so zu konservieren. Diese Technik wird auch heute noch auf die überaus beliebten Ettaler Liköre übertragen.

Beim Ettaler Kloster Bitter handelt es sich um einen edel-rassigen Bitter, der auf reiner Kräuterbasis, das heißt ohne sonstige, künstliche Zusatzstoffe hergestellt wird. Dementsprechend rein ist auch sein Geschmack. Durch die äußerst lange Lagerung in Eichenfässern kann er all seine Aromen perfekt entfalten.

Streitberger Bitter

Der Streitberger Bitter stammt aus der fränkischen Schweiz. In ihm vereinen sich ganze 73 Zutaten, die auf harmonische Weise ihre Aromen entwickeln. Dadurch ist der Streitberger Bitter im Geschmack sehr kräftig und würzig aber gleichzeitig sehr angenehm und nicht zu stark.

Den größten Anteil der Zutaten für den Kräuterbitter-Likör übernehmen ganz klar die Kräuter. 53 verschiedene Kräuter wie Salbei, Schafgarbe und Weinraute verstecken sich in der Rezeptur. Neben den Kräutern sorgen Zutaten wie Rinden, wie zum Beispiel Angostura und Chinarinde, Beeren wie Wacholder und Kreuzdorn und Wurzeln wie Butterklee und Angelika für weitere geschmackliche Komponenten. Eine ganz besondere Verfeinerung erfährt der Streitberger Bitter jedoch durch die Zugabe von Fruchtwein und Fruchtsäften, die vor allem im Abgang hervorstechen. Zusammen mit Früchten, wie zum Beispiel Pomeranze, ergibt das eine ausgeklügelte und gut balancierte Geschmacksvielfalt. Die monatelange Reifung in Steingutgefäßen sorgt für die perfekte Entfaltung der Aromen.

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Wir hoffen, dass bei dieser großen Auswahl ein Kräuter-Digestif dabei ist, der Ihnen schmeckt. Alle vorgestellten Produkte finden Sie wie immer in unserem Online-Shop oder bei uns im Laden.

In unserem Blog finden Sie weitere interessante Beiträge zu diversen Spirituosen. Falls Kräuter doch nicht so Ihr Ding sind und Sie lieber etwas anderes nach dem Essen trinken wollen, schauen Sie doch mal hier vorbei: Wie trinkt man Grappa? – Pur oder als Digestif. Für alle die, die den Abschluss eines deftigen Essens lieber süß gestalten, könnte dieser Beitrag interessant sein: Nusslikör – das leckere Tröpfchen. Auch die Weinliebhaber kommen mit einem leckeren Dessertwein auf Ihre Kosten: Madeira Wein – jahrhundertealte Tradition. Weitere Anregungen für leckere Drinks und Anleitungen zur Zubereitung finden Sie auf unserem YouTube-Kanal, der Schüttelschule.

Wir wünschen viel Spaß beim Probieren und sagen: CHEERS!

Ihr Banneke Team!

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