Was ist Genever?
Im Zuge des in den letzten Jahren immer stärker werdenden Gin-Aufschwungs in den Bars und im privaten Umfeld, entdecken immer mehr interessierte auch den Urvater der heutigen Gins wieder für sich, den Genever. Eine wie wir finden sehr erfreuliche Entwicklung, da das niederländische Nationalgetränk sehr viel mehr Facetten aufzeigt als die meisten aus ihren bisherigen Erfahrungen vermuten würden.
Grundlagen
Eine geschützte Herkunftsbezeichnung ist „Genever“ nicht. Er kann theoretisch an jedem Ort hergestellt werden. Die nach wie vor besten Qualitäten stammen jedoch aus Holland oder Belgien.
In diesen Ländern gibt es auch die deutlich längste Tradition der Herstellung. Vor allem in den Niederlanden kann man diese urkundlich bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts zurückverfolgen.
Aus Belgien kommt zum Beispiel Filliers Oude Graanjenever. Auch wenn man eine sowohl aromatische als auch „genetische“ Verwandtschaft zum Gin sicher feststellen kann, sind die grundlegenden Ansätze doch recht verschieden.
Die Basis des Genevers bildet nämlich nicht ausschließlich ein Neutralalkohol sondern ebenso zu unterschiedlich großen Teilen der so genannten Moutwijn (deutsch: Malzwein)
Der Moutwijn
Der Moutwijn ist die hocharomatische Basis für jeden Genever. Es handelt sich hierbei um ein dreifach destilliertes Erzeugnis auf Basis von Roggen, Gerste und in seltenen Fällen Mais. Diese Getreide werden wie üblich zum keimen gebracht, getrocknet und anschließend fermentiert um eine alkoholische Grundmaische für die anschließenden Destillationsdurchgänge zu erhalten. Das Zentrum der Moutwijn Herstellung ist der Ort Schiedam. Nach der dreifachen Destillation hat der Moutwijn einen Alkoholgehalt von etwa 50%vol. Anschließend lagert er für mindestens drei Jahre in Eichenholzfässern bevor er als fertiger Moutwijn abgefüllt wird, oder zur Geneverproduktion weiterverwendet wird.
„Een borrel is een zeet waard!“
Tradition und Habitus im Bezug auf Genever sind in den Niederlanden sehr stark ausgeprägt. Schon im 30-jährigen Krieg wurden die holländischen Soldaten mit Genever in widrigen Bedingungen bei Laune gehalten.
Das „Borrel“ ist ein mittelalterliches Wort für ein kleines Glas voll Genever und laut einem Freund und Leser aus den Niederlanden wichtiger Bestandteil vieler Redensarten und Weisheiten des alltäglichen Lebens. So gilt unter den anonymen Alkoholikern in Holland: „een borrel iss een zeet waard“. Was im Prinzip meint, dass es sich durchaus lohnt für ein Glas Genever eine große Strafe oder Strapazen in Kauf zu nehmen. Aus gleicher Quelle haben wir auch erfahren das niederländische Ehepartner ihre Lebensgefährten beim nach Hause kommen gelegentlich gerne mit dem Satz: „Könntest du bitte aufhören zu reden und mir ein Borrel geben?“ begrüßen. Ebenso gilt als allgemein erster Punkt jeder Gebrauchsanweisung eines neuen Gerätes: „Punt 1: neem een stevige (starke) borrel“. Wohl ein guter Tip!
Alt und Jung. Eine Typfrage!
Im Zusammenhang mit Genever haben viele sicher schon einmal die Worte „Oude“ und „Jonge“ gehört. Übersetzt bedeutet dies zwar soviel wie „alt“ und „jung“, jedoch hat diese Unterscheidung nur indirekt mit dem tatsächlichen Alter der Spirituose zu tun. Es handelt sich hierbei um eine Typisierung welche folgende Unterscheidung zulässt. Eine Fasslagerung des fertigen Genevers ist hierbei aber keinesfalls ausgeschlossen. Sie ist nur nicht Bedingung für die Bezeichnung als Oude oder Jonge. Neben diesen beiden Typen findet man jedoch noch einige weitere Bezeichnungen auf den Geneverflaschen. So zum Beispiel Corenwyn oder Korenwijn und Graangenever. Auch diese lassen klare Rückschlüsse auf den Inhalt zu.
Oude Genever
Oude Genever wird zu mindestens 15% aus Moutwijn hergestellt. Der Rest besteht aus Neutralalkohol. Hinzu kommen dann noch Aromen von Wacholder und Koriander durch eine weitere Destillation, ähnlich wie beim Gin. Der Geschmack ist, vor allem im Vergleich, ausgeprägt malzig und süß. Der Zuckergehalt darf noch maximal 20g/l betragen. Zum vergleich darf bei einem „London Dry Gin“ der Zuckergehalt nicht höher als 1g/l sein. In unserem Fachgeschäft finden Sie Oude Genever von allen bekannten Marken wie zum Beispiel: Bokma Oude Generver oder Rutte Oude Jenever.
Jonge Genever
Jonge Genever unterscheidet sich vom Oude vor allem durch seinen geringeren Anteil an Moutwijn. Dieser beträgt maximal 15%. Der Geschmack ist weniger intensiv nach Wacholder und ebenso weniger süß. Ein bekanntes Beispiel ist: Zuidam Jonge Graan Genever.
Corenwyn
Corenwijn zeichnet sich durch einen deutlich höheren Anteil von Moutwijn aus. Dieser liegt bei mindestens 51%. Corenwyn ist zudem im Vergleich zu den anderen Qualitäten süßer, da der Zuckergehalt mindestens 20g/l beträgt. Corenwyn ist vor allem in den Niederlanden sehr beliebt. Bei uns finden sie interessante Marken wie: Bols Corenwyn Genever oder Rutte Koornwyn Jenever.
Graan Jenever
Graan heißt übersetzt nicht, wie man vermuten könnte, groß oder großartig, sondern schlicht Getreide. Der Hinweis Graanjenever weißt daher aus, dass der Genever ausschließlich aus Getreideerzeugnissen hergestellt wurde, und keine Melassedestillate verwendet wurden. Besonders beliebt ist unter anderem der: Hooghoudt Graan Jenever welcher zusätzlich zu den typischen Kräutern, auch noch mit Fruchtschalen aromatisiert wird und sich durch die erzielte Aromatik als besonders spannende Mixspirituose erweist.
Bessen Genever
Für viele Menschen hierzulande ist der Bessen Genever von De Kuyper quasi das Synonym für Genever im allgemeinen. Jedoch handelt es sich hierbei nur um eine besondere Form des Genever welcher mit den Namensgebenden Bessen (deutsch: Beeren) versetzt und aromatisiert wird. Die Aromen des Bessen Genever sind deutlich fruchtiger als die seiner Verwandten. Er eignet sich gut für den Purgenuß oder als Basis von Longdrinks.
Wie kann man Genever genießen?
Genever hat, wie schon erwähnt, in letzter Zeit eine große Renaissance erfahren. Vor allem durch seine süßlichere Ausrichtung als beim Dry Gin bietet er für alle Arten von Mixgetränken eine hervorragende und extravagante Basis. Als Beispiel möchten wir Ihnen neben einer Abwandlung eines Klassikers auch noch eine Eigenkreation für die kommenden wärmeren Tage vorstellen.
Zunächst jedoch sollte erwähnt werden, dass sich die meisten Genever auch sehr gut zum ungemixten Purgenuß eignen. Grundsätzlich sollte man auf einen gekühlten Service wert legen. Der Genever entwickelt durch seinen teils süßlichen Charakter dann das angenehmste Aromenspiel. Als Gläser eignen sich nach oben öffnende, kleine Nosinggläser ähnlichen diesen aus unserem Shop.
Schiedam Martinez
3cl Bols Genever
0,5cl Luxardo Maraschino
2 Spritzer The Bitter Truth Old Time Aromatic Bitters
Alle Zutaten zusammen in ein vorgekühltes Rührglas geben und mit viel Würfeleis auffüllen. Anschließend alles für etwa 15 Sekunden verrühren und in eine vorgekühlte Schale abseihen. Mit einer Zitronenzeste garnieren.
Three Bee // Banneke Berry Borrel
3cl Monin Erdbeerpüree
3cl Monin Himbeerpüree
1cl Akazienhonig
2BL CocoTara Cream of Coconut
100g frischer Naturjoghurt
Alle Zutaten zusammen mit Crushed Eis in einen Elektromixer geben und diesen so lange (etwa 20 Sekunden) laufen lassen, bis sich eine sämige Konsistenz ergibt. In ein vorgekühltes Longdrinkglas gießen und mit frischen Beeren nach belieben garnieren.
Alle erwähnten Genever können sowohl in unserem Ladenlokal in der Essener Innenstadt oder in unserem Online Shop erworben werden.
Wer sich noch eingehender mit dem Genever und seiner Geschichte auseinander setzen möchte, dem sei ein Ausflug nach Schiedam bei Rotterdam und in das dort ansässige Genevermuseum angeraten. Den Haag und die beliebten Badeorte Scheveningen und Kijkduin sind nur wenige Fahrminuten entfernt.
CHEERS!
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