Schweizer Whisky

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Whisky

Whisky und die Schweiz: Wo Bierbrauer Whisky brennen und eine Whisky-Wandertour entsteht

Noch klingt es ein wenig merkwürdig, die Schweiz als aufstrebende Whiskynation zu betiteln. Doch an dieser Stelle möchten wir Ihnen am Beispiel des Schweizer Whisky Säntis Single Malt und der Brauerei/Brennerei Locher die Entwicklung der Whiskykultur in den schweizerischen Alpen näher bringen:

  • Wie und Wann begann die Whiskybrauerei in der Schweiz und warum eine Bierbrauerei Whisky brennt
  • Schottland zu weit weg? Wir stellen den Whiskytrek im Alpstein vor!

 

Aus Bierbrauern werden Whiskybrenner

Die Bierbrauerei Locher schaut auf eine über hundertjährige Geschichte zurück: seit 1886 braut das Familienunternehmen, mit Karl Locher mittlerweile in fünfter Generation, im schweizerischen Appenzell Bier. Dies auch immer schon sehr erfolgreich.

Einem Zufall und einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass wir heute einen Appenzeller Single Malt trinken dürfen. Karl Locher entdeckte 1998 alte Bierfässer, welche zum Transport des Bieres in den Gasthof genutzt wurden. Er fragte sich, was er mit diesen anstellen könnte, denn die Holzdauben der Fässer waren mit Malzextrakt und Bieraroma durchzogen. Dies wollte er nutzen.

Der besagte glückliche Umstand war jener, dass am 1.Juni 1999 das Gesetz, welches es bis dahin verboten hatte Kartoffeln und Getreide zu hochprozentigem Alkohol zu brennen, abgeschafft wurde. Nach ein paar Experimenten mit schnapsähnlichen Destillaten blieb man, wie auch beim Bier, bei der Gerste hängen. Ein Whisky, im Bierfass gelagert, war geboren.

Besonderheit: Bierfasslagerung

Die Bierfässer, welche Karl Locher entdeckte, waren zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens 60 Jahre, einige von diesen über 120 Jahre alt. Bierfässer wurden – im Gegensatz zu Wein-, Whisky-, Sherry- oder Rumfässern – im Innenraum mit Harz verkleidet. Holzaromen waren, und sind es meist auch heute noch, unerwünscht im Bier und gelten daher als Fehlaromen. Durch die Harzschicht konnte außerdem die Kohlensäure nicht durch die Holzporen entweichen, was ansonsten so einem schalen Bier führt – und dies mag nun wirklich niemand.

Diese Harzschicht war jedoch äußert anfällig und bekam schnell Risse. Wurden diese nicht sofort ausgebessert, drang ein Teil des Bieres in die Holzdauben und verblieb dort. Mit der Zeit verdunstete das Wasser aus dem Holz und übrig bleibt ein intensives Malzaroma im Holz.

Säntis Single Malt
Säntis Single Malt

Für den Säntis Swiss Alpine Whisky wurde eben diese Harzschicht vollständig entfernt. Die Fässer wurden teilweise noch getoasted, also ausgeflammt wie es bei Whisky üblich ist, und anschließend mit dem Gerstendestillat gefüllt. Darin reift der Whisky bis zur Abfüllung oder bis es fürs Finish (Nachlagerung in anderen Fässern) woanders hin geht (s.u. „Sondereditionen“ und „Whiskytrek“).

Start und Durchbruch des Säntis Single Malt

Für die Whiskybrennerei war nun alles vorhanden: Gerste(als Bierbrauer hat man die meist vorrätig), Quellwasser aus dem Alpstein (berühmt für seine hervorragende Qualität), welches auch schon für das Bier verwendet wird und schließlich die besonderen Fässer. Es ging 1999 auch direkt los.

2002 kam der erste Säntis Malt Swiss Highlander auf den Markt. Seit 2003 setzt die Brauerei verstärkt auf robuste Gerstensorten aus dem alpinen Hochland, um dem Whisky mehr Charakter und einen intensiveren Geschmack zu verleihen. Als Single Malt wird ausschließlich Gerste zur Produktion verwendet.

Der Durchbruch ließ nicht allzu lang auf sich warten: 2010 kürte der Whiskyexperte und Autor der „Whisky Bible“ Jim Murray den Säntis Malt der Brauerei Locher, welche nun auch eine Destillerie ist, zum „European Whisky of the Year 2010“ (europäischer Whisky des Jahres 2010). So ließ der vergleichsweise junge Whisky mit geringer Reifezeit seine wesentlich älteren und reiferen Konkurrenten hinter sich.

Auszeichnungen

Seither sammelt die Brauerei und Destillerie Locher Auszeichnung über Auszeichnung. Besonders die Jury der International Wine & Spirits Competition (IWSC) ist ganz angetan von diesem besonderen Whisky. Die IWSC ist ein seit 1969 jährlich in London stattfindender Wettbewerb für Weine und Spirituosen, bei dem die Jury aus 250 Spezialisten besteht, welche in Blindverkostung über die besten Tropfen entscheiden. Dabei gelang es einem Säntis Malt 2013 die erste Goldmedaille für den deutschsprachigen Raum zu gewinnen.

Bisher durfte sich die Familie Locher u.a. über folgende Auszeichnungen freuen (Stand Februar 2017, Auswahl)

International Wine & Spirits Competition (IWSC)

  • 2012 erste Teilnahme: zweimal Silber mit Prädikat „Outstandig“ und zweimal Silber – alle eingereichten Produkte wurden somit prämiert
  • 2013 einmal Gold, einmal Silber „Outstanding“, zweimal Silber
  • 2014 zweimal Silber „Outstanding“
  • 2015 einmal Gold, einmal Silber „Outstanding“
  • 2016 viermal Silber

Whisky Guide Schweiz

  • Whisky Distillery 2011

Swiss Craft Spirits Festival

  • Visitor Choice: Best Whisky 2016

Sondereditionen der Destillerie Locher

Berühmt und berüchtigt sind mittlerweile die zahlreichen Sondereditionen des Säntis Malt, viele von diesen mehrfach prämiert. Besonders mit unterschiedlichstem Finish, der End- oder Nachlagerung in speziellen Fässern, sowie Blends aus verschiedenen Fässern wird gern gearbeitet. Dabei entstehen neue Geschmacknuancen, Aromenspiele und Farbtöne.

Die Sondereditionen dieser Brennereien sind häufig streng und knapp limitiert. Entsprechend selten kommen diese in den Handel. Manche verlassen nicht einmal die Grenzen der Schweiz oder sind gar ausschließlich im Alpstein erhältlich – es sei denn es geht zu einer erneuten Jagd nach Medaillen.

Neben klassischen Whiskys erscheinen auch immer wieder Whiskyliköre, gern mit Frucht oder als cremige Variante. So beweist die Appenzeller Brennerei und Brauerei auch noch heute viel Mut und Experimentierfreude, was sich bisher auch immer gelohnt hat. Wahrscheinlich wäre sonst niemals etwas so wundervolles wie der Whisyktrek entstanden.

Whiskytrek im schweizerischen Alpstein

Die Schweizer Alpen sind ein äußert beliebtes Ausflugsziel für eine Vielzahl von Touristen. Eine weitere Attraktion schuf die Brennerei Locher gemeinsam mit den Wirten der Berggasthöfe im Alpstein.

Der Anfang: Berggasthaus Meglisalp

Neben einem Großteil der Whiskygemeinschaft ist es natürlich auch dem näherem Umfeld des Säntis Single Malt nicht entgangen, dass in der Nachbarschaft Interessantes geschieht. So fragte Sepp Manser, Wirt des Gasthauses Meglisalp, bei Karl Locher an, ob er ein spezielles Whiskyfass mit dem Säntis Malt bei sich Lagern dürfte und als individuelle Sonderedition ausschließlich in seinem Berggasthof ausschenken könne. 2012 wurde seiner Bitte nachgegangen: Seither führt das Berggasthaus Meglisalp seinen eigenen Whisky auf Basis des Säntis Single Malts mit weiteren drei Jahren Finish im Portweinfass aus Portugal.

Die Idee gefiel Karl Locher extrem gut. Im Allgemeinen herrscht ein großes Gemeinschaftsgefühl zwischen den Gastwirten, Hoteliers und Produzenten im Alpstein. So wird von der Gastronomie im Alpstein viel Wert auf Regionalität gelegt. Es entwickelte sich allmählich eine nahezu abenteuerliche Planung unter diesen nach Vorbild schottischer Whiskytouren.

Von der Idee bis zum Whiskytrek

So sollte ein Art Whiskytour durchs Alpstein als weiteres touristisches Highlight im Schweizer Alpenraum entstehen. Die Idee war, dass die Berggasthöfe den Säntis Swiss Alpine Whisky in eigenen Fässern nachlagern und ausschließlich in ihrem Betrieb ausschenken. Die Wirte waren sofort begeistert und so nahm die Idee des Whiskytreks allmählich Gestalt an. Etwas Wichtiges fehlte jedoch noch.

Beschaffung der Fässer

Natürlich die Fässer. Es war doch einfacher gesagt als getan mehr als zwei Dutzend passende Fässer zu finde. Schon bei der Auswahl der Fässer musste viel beachtet werden: Woher stammen diese? Was war vorher in diesen gelagert? Aus welchem Holz wurden diese gebaut? Wie ist der Zustand? Das Fass hat einen erheblichen Einfluss auf den Geschmack des Whiskys. Außerdem galt noch, dass jeder Berggasthof sein eigenes, individuelles Fass besitzt, damit nicht mehrere Whiskys ähnlich oder gar gleich schmecken.

Eine weitere Herausforderung war, nachdem man sich für ein Fass entschieden hatte, die Beschaffung. Karl Locher schaffte es tatsächlich eine Vielzahl unterschiedlicher Fässer für alle 27 Berggasthöfe zu ergattern:

  • Oloroso- und Pedro-Ximénez-Sherryfässer aus Spanien
  • Verschiedenste Weinfässer von Sauvignon über Pinot Noir bis hin zu Merlot aus ganz Europa
  • diverse Portweinfässer, inkl. Ruby-Port
  • Ex-Bourbon-Fässer
  • Ein Rumfass aus der Karibik
  • Frische Fässer aus deutscher oder russischer Eiche

Teilweise war die Beschaffung der Fässer ein Abenteuer, denn viele der Brennereien, Weingüter oder Lagerhäuser sind nicht an befahrbare Straßen angeschlossen. So wurden manche der Fässer kilometerweit getragen oder mit Hilfe von Pferde- oder Eselkarren transportiert. Doch der Aufwand hat sich definitiv gelohnt!

Neben der Nutzung unterschiedlicher Fässer ist außerdem die Lagerung von Gasthof zu Gasthof unterschiedlich. Die Lagerungsbedingungen, besonders das vorherrschende Klima, nehmen ebenfalls Einfluss auf den Geschmack des Whiskys. Manche von den Fässern lagern im Weinkeller, mitten auf der Weide, in Höhlen oder Salzgrotten.

Wer genaueres über die jeweiligen Fässer, und in welchem Berggasthof sich welches Fass befindet, erfahren möchte, kann dies auf der Säntis Website detailliert nachlesen. Dabei wird auch näher erläutert, wie sich welches Fass auf den Geschmack auswirkt und wie lange die Lagerzeiten sind.

Wissenswertes zur Tour

Es werden zwei verschiedene Touren angeboten: eine 9er und eine alle Stationen umfassende 27er Tour (Stand Februar 2017). Inklusive sind dabei je Berggasthof eine 100ml Flasche des dortigen Whiskys. Das Etikett wird vom jeweiligen Wirt, auch liebevoll Cask Keeper (oder Caskkeeper) genannt, handsigniert. Diese Whiskys sind wahre Sammlerstücke, denn sie werden ausschließlich in den Berggasthöfen angeboten und sind nicht anderweitig käuflich.

Die große Tour beinhaltet alle 27 Berggasthöfe als Ausflugsziele des Whiskytreks. Im Preis inbegriffen ist, neben den individuellen Fläschchen jedes Gasthofes, eine passende Sammelbox, in der jede dieser Flaschen seinen Platz findet. Zurzeit beläuft sich der Preis für diese Tour auf 400Franken (ca. 375€).

Mit der kleinen Tour können Sie 9 frei wählbare Stationen besuchen und den dortigen Whisky erhalten. Die Tour kostet zurzeit 150Franken (ca. 140€). Die Sammelbox ist bei diesem Angebot nicht dabei, kann aber für 50Franken (ca. 46€) erworben werden.

Preise, Wechselkurse und Informationen beziehen sich auf den Stand vom Februar 2017 und können sich selbstverständlich ändern.

Bereits des Öfteren habe ich gelesen, dass sich für die Tour festes Schuhwerk sowie eine gute Ausdauer und Konstitution empfiehlt. Nachdem man ein paar der Whiskys probiert hat, ist besonders letzteres definitiv von Vorteil.

Waren Sie schon auf dem Whiskytrek oder haben einen der Swiss Alpine Whiskys probieren dürfen? Wir würden uns sehr über Erfahrungsberichte und Erlebnisse in unserer Kommentarsektion freuen!

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